Rückblick auf die Connichi 2023 in Wiesbaden

Es war ein ziemlicher Paukenschlag und Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Die Connichi soll künftig nicht mehr in Kassel, sondern in Wiesbaden stattfinden. Nun liegt die erste Anime & Manga-Convention im neuen RheinMain CongressCenter hinter uns. Hat die Messe hier eine Zukunft?

Auf Wiedersehen Kassel

Es ist ein offenes Geheimnis, das die Stadt Kassel sich nie wirklich ernsthaft für die Connichi als Veranstaltung interessiert hat. Trotz das die Convention Kassel Jahr für Jahr nicht nur kulturell, sondern vor allem auch touristisch bereichert hat. Aber man ist halt keine Documenta, trotz zehntausender Besucher aus dem In- und Ausland. Die Zeit zu wechseln und sich neu zu erfinden war nach siebzehn erfolgreichen Jahren also gegeben.

Willkommen in Wiesbaden

Das moderne RheinMain CongressCenter (RMCC) in Wiesbaden ist zentral gelegen, ob nun für Auto- oder Bahnfahrer. So befindet sich der Hauptbahnhof keine 15 Minuten Fußweg vom Veranstaltungsgelände entfernt. Da zwischen lieg der weitläufige Stadtpark, der in alter Connichi-Manier das ganze Wochenende von der Szene in Beschlag genommen wurde. Das durchgängig gute Wetter haben etliche Cosplayer und Fotografen für Shootings genutzt, oder man hängte einfach mit Freunden und Bekannten ab.

Die neue Halle

Erste Herausforderung war, sich zunächst mit dem Hallenplan auseinander zu setzten und alles zu finden, was man sucht. Die neue Location bot auf drei Ebenen mehr als genug Raum für Besucher und Austeller. Sehr angenehm war die Tatsache, dass für die erste Veranstaltung bewusst deutlich weniger Tickets angeboten wurden, als möglich gewesen wäre. So war es trotzdem gut Besucht, aber nerviges Gedränge und Staus blieben weitestgehend aus. Man darf gespannt sein, wie sich dies im nächsten Jahr mit mehr Besuchern verhalten wird.

Wer aufmerksam durch die Hallen spaziert ist, dem werden vielleicht zwei Dinge aufgefallen sein. Zum einen war die Klimatisierung generell sehr gut, zum Anderen sorgte die kluge Innenarchitektur für einen extrem angenehmen Geräuschpegel. Trotz voller Hallen war es nie “laut”. Man konnte sich immer gut mit seinem Gegenüber unterhalten, ohne jedes Mal schreien zu müssen. Eine Wohltat für die Stimmbänder.

Partytime

Nachdem sie die letzten Jahre Corona-bedingt ausfallen musste, fand Freitag Abend endlich wieder die traditionelle Connichi-Party statt. Die Premiere in Wiesbaden war gleichzeitig auch das 10-jährige Jubiläum der beliebten Party. Knapp 800 Gäste feierten im Schlachthof Wiesbaden ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden. Das DJ-Team von VISUAL CULTURE hat hier musikalisch (fast) keine Wünsche offen gelassen und die Fans mit allem versorgt, was JRock, KPop und Anime so hergeben. Eine kurze Nacht für alle, die am nächsten Tag wieder auf die Messe wollten…

Kleinkunst in der Artist-Alley

Für angehende und semi-professionelle Künstler stand in der sogenannten “Artist Alley” eine eigene Halle zur Verfügung. Hier wurde selbst Gemaltes, selbst Gebasteltes und selbst Gehäkeltes von Kleinkünstlern angeboten. Natürlich alles angelehnt an die Popkulturthemen Japan, Anime und Manga.

Neu: das Fan-MeetUp

Einen ganz neuen Programmpunkt hat sich die Organisation auch einfallen lassen. Beim Fan-MeetUp haben Künstler, Creator und andere Aktive aus der Szene die Möglichkeit, sich und ihre Projekte dem Publikum vorzustellen und mit Fans ins Gespräch zu kommen. Genau das Richtige für Cosplayer, Podcaster oder Tanzgruppen, für die sich reguläre Stände nicht lohnen, die die Veranstaltung aber trotzdem bereichern. Hier merkt man deutlich, dass die Connichi im Herzen aus der Szene, für die Szene ist.

Workshops für alle

Ein immer wichtiger werdender Programmpunkt sind die unterschiedlichen Workshop-Angebote auf der Connichi. Dabei werden nicht nur zum x-ten Mal ein Perücken für Cosplayer geformt. Thematisch geht der Blick oft über den Tellerrand hinaus. So erfährt man viel über Japan als Reiseziel, welche Ursprung und Bedeutung Punk-Mode im beliebten Anime “Nana” hat oder wie Synchronisation eigentlich funktioniert.

Matsuri

Das Matsuri, ein japanischer Markt mit Essens- und Spielstationen war im Innenhof untergebracht. Hier gab es allerlei Kulinarisches zu nicht ganz so günstigen Preisen. Generell hätte das Matsuri auch viel besser in in den Park vor der Halle gepasst. So hätten auch Besucher und Interessierte ohne Ticket etwas Japan-Flair erleben können. Vielleicht ja im nächsten Jahr?

Bring & Buy, Händler & Co

Wer sich mit Manga, Anime oder Merchandise eindecken wollte, hatte mehr als genug Gelegenheit dazu. Ob Gebrauchtes beim Bring and Buy oder die heißesten Neuerscheinungen an den Ständen der zahlreiche Verlage und Händler. Hier kommt jeder auf seine Kosten.

Kritische Stimmen hörte man jedoch seitens vieler Händler. Umsätze, die weit hinter den Erwartungen blieben, sorgten genau so für Frust, wie das generelle Überangebot und scheinbare billig Waren aus Fernost. Hier wird die Con-Orga angehalten im nächsten Jahr für bessere Bedingungen zu sorgen.

Fazit

Für mich persönlich war die neue Connichi 2023 eine der schönsten Veranstaltungen, die ich im Laufe der Jahre besucht habe. Trotz kleinerer Mängel und Kinderkrankheiten verlief die Premiere sehr erfolgreich. Die Con hat im RMCC die passende Heimat gefunden um sich weiter Richtung Zukunft zu entwickeln. Der Umzug war in letzter Konsequenz die absolut richtige Entscheidung, zumal die Stadt Wiesbaden Besuchern eine wunderschöne Kulisse bietet. Die “neue” Connichi kann ich jedem Fan nur sehr ans Herz legen!

von Julian

Foto: Connichi